Wohnen

Gestiegene Lebenserhaltungs-, Energiekosten und Wohnungsmieten sind in den letzten Jahren für viele Menschen in Niederösterreich zur Herausforderung geworden. Neben der Bundes- und Landespolitik sind auch Gemeindepolitiker*innen gefordert, Beiträge für einen sozialen und umweltverträglichen Wohnbau mit leistbaren Mieten zu liefern. Der Grundgedanke des „Sozialen Wohnbaus“ ist der staatlich geförderte Bau von Wohnungen für jene Personengruppen, die ihren Wohnungsbedarf nicht am freien Wohnungsmarkt decken können. Da angemessenes Wohnen ein Grundbedürfnis und Menschenrecht ist, besteht eine politische Verpflichtung dahingehend, die Voraussetzungen zur Einhaltung dieses Menschenrechtes zu schaffen. Sozialer Wohnbau ist eine Kernaufgabe der öffentlichen Hand: Gemeinde, Land und Bund können diesen Bereich weder aus ihrer Zuständigkeit streichen noch an (gewinnorientierte) Bauträger auslagern. Sozialer Wohnbau ist nicht gewinnorientiert im herkömmlichen Sinn, doch er ist dennoch ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Sein Gewinn ist neben der Schaffung von leistbarem Wohnraum sozialer Frieden, gesellschaftlicher Ausgleich, Beschäftigung.

Wir Grüne wollen, dass das Wohnen in Langenlois für alle, nicht nur wenige leistbar bleibt. Wir wünschen uns sichtbare Signale, dass auch einkommensschwache Personen und Durchschnittsverdiener*nnen als Einwohner*innen der Weinstadt willkommen sind! Die immer stärkere Präsenz von Wohnbauträgern hat der Stadtgemeinde Langenlois vielleicht geholfen, beim Bau- und Verwaltungsaufwand von Miethäusern zu sparen. Die Verantwortung für unterschiedliche soziale Bevölkerungsgruppen bleibt aber! Wir wünschen uns eine Politik, die sich die Kontrolle über den Immobilienmarkt wieder ein Stück weit zurückholt und Regeln zur Unterstützung Wohnungssuchender durchsetzt.

Wie es nicht sein sollte Nr. 1:
Hohe Mietpreise am Beispiel der Langenloiser Kaserngasse 11/1-20

In dem von der GEDESAG errichteten Gebäude sind seit Herbst 2024 zwanzig Wohnungen bezugsfertig. Sieben der Wohnungen werden als Wohnform „Junges Wohnen“ beworben (www.gedesag.at). Sie sind für Interessent*innen bis zur Vollendung des 35. Lebensjahres vorgesehen. Doch die Mieten und Finanzierungsbeiträge im Nachfolge-Gebäude des ursprünglichen Gemeindebaus sind alles andere als „sozial“, kurz: kein angemessenes Angebot für junge Erwerbstätige: Um eine 2-Zimmerwohnung zu beziehen ist etwa ein Finanzierungsbeitrag von Euro 4.000,- zu leisten und mit einer Miete zwischen Euro 790,- und Euro 812,- inkl. Betriebskosten und USt zu rechnen. Für einkommensschwächere Einzelpersonen, Paare und Jungfamilien sind solche Mieten kaum leistbar.

Wir fordern:

  • Leistbare neue Wohnungen unter Euro 500,- inkl. Betriebskosten für speziell junge Menschen in Langenlois! Ein „Langenloiser Wohnticket“ nach Beispiel des „Wiener Wohn-Tickets“ könnte dazu per Gemeinderatsbeschluss verankert werden.
  • Bei mind. 50 Prozent der durch Bauträger vergebenen Mietwohnungen sollen Personen, die bereits bisher in Langenlois gemeldet waren, den Vorzug erhalten. Denn leistbares Wohnen hilft, der Abwanderung junger Langenloiser*innen entgegenzuwirken.
    Für Senior*innen und Pflegebedürftige wiederum ist anzustreben, dass sie, solange es geht, in ihren eigenen, vertrauten vier Wänden bleiben und dort betreut werden können.
  • Schwerpunkt-Setzung „Wohnen und Arbeiten in Langenlois“ in Zusammenarbeit mit dem Verein „Wirtschaft Langenlois“ und der Verantwortlichen für Stadtmarketing. Unter anderem geht es beim Stadtmarketing darum, das Image der Stadt als Wirtschafts-, Arbeits-und Lebensraum zu stärken. Durch geeignete Attraktivierungs-und Fördermaßnahmen wie Leerstandsmanagement, branchenübergreifendes Marketing u.v.m. kann neuer Wohnraum entstehen, können sich neue Betriebe ansiedeln, zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, die Wege von und zu Arbeitsstätten kürzer, umweltfreundlicher gestaltet werden. Im Idealfall zu Fuß oder mit dem Rad! Neue Impulse durch zusätzliche Unternehmen bedeuten für Langenlois wiederum Mehreinnahmen bei der Kommunalsteuer.

Wie es nicht sein sollte Nr. 2: Dauer-Baustellen in der Landschaft

Die Sanierung und Verwertung von leerstehenden Gebäuden ist schon aus Gründen des Bodenschutzes Gebot der Stunde. Unterstützen wir daher alle Bestrebungen und Akteure, die in Langenlois und seinen Katastralen das Leerstandsmanagement vorantreiben! Schade ist es nur, wenn bei Bauprojekten zur Wiederverwertung nichts weitergeht. Schon vor über 5 Jahren fand die Umwidmung des Betriebsgebiets der ehem. Tischlerei Maly in Zöbing, Mühlweg 1, in Wohnbauland statt. Seither dümpelt das historische Gebäude, das teilweise schon abgerissen wurde, dahin und verfällt zusehends. Wir fordern, dass über die Zukunft dieses Gebäude ehestmöglich die nötigen Entscheidungen und Vereinbarungen seitens der Baubehörde getroffen werden. Leistbarer Wohnraum wird nicht irgendwann, sondern schon jetzt gebraucht!

Wohnen muss sicher bleiben: Auch das Wohnen in Kamp-Nähe!

Die Sorge um sicheres Wohnen bleibt nach dem Hochwasser 2024 insbesondere in den Aublöcken und im gesamten Stadtteil Haindorf. Ein schrittweiser Abriss der Aublöcke und deren Neuerrichtung durch die WAV (Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Waldviertel) wurde den Mieter*innen schon 2022 in Aussicht gestellt, sobald vor Ort das Hochwasserschutzprojekt abgeschlossen sei. Jetzt, nach dem Hochwasser 2024, drängen die Grünen Langenlois auf eine Neubewertung des Planungsvorhabens. Wir fragen uns: Sind der Abbruch und die Neuerrichtung von sechs Wohnblöcken durch die WAV in diesem Gebiet wirklich noch eine zukunftsfähige Lösung? Wenn ja, zu welchen Mieten?

Wir fordern:

1. Breiter, ergebnisoffener Austausch mit Parteienvertreter*innen, Landschaftsplaner*innen, Architekt*innen und Expert*innen aus dem Hochwasserrisikomanagement, ob der bisher geplante Hochwasserschutz in Haindorf eine ausreichend sichere, zukunftsfähige Lösung ist.
Danach entsprechende Information der betroffenen Bürger*innen bzw. Mieter*innen und Grundstücksbesitzer*innen.
Ziel ist es, dass niemand aufgrund nicht mehr leistbarer Mieten seine Wohngemeinde verlassen muss.
2. Verstärkte Maßnahmen zur Renaturierung des Kamps, zur Entsiegelung und zur Schaffung weiterer Versickerungsflächen, denn natürlicher Hochwasserschutz ist eine unabdingbare Ergänzung zu technisch-baulichen Hochwasserschutz-Maßnahmen.

Die Sache mit den hohen Baukosten und Mieten bei Neubauten

Ist es wirklich so, dass die Mieten aufgrund der gestiegenen Baukosten immer höher werden „müssen“? Anbei ein Beispiel: Deutschland lag im Jahr 2023 mit Euro 5.150,- Wohnneubaukosten/m2 an der Spitze, Österreich mit Euro 3.030,-/m2 auf Platz 6, gefolgt von Polen mit Euro 2.130,-/m2. Es ist daher davon auszugehen, dass wir in Österreich wesentlich kostengünstiger und effizienter bauen könnten – ganz abgesehen von der Förderung neuer Wohn- und Arbeitsformen (z.B. Generationenwohnen, Wohngemeinschaften, betreubares Wohnen, Büro- oder Werkstattgemeinschaften etc.).
Eine Datenanalyse von Wohnungsinseraten auf der Immobilienplattform „ImmoScout24“ zu den Jahren 2022 und 2023 zeigte wiederum, dass die Mieten im Bezirk Krems Land um 14 Prozent gestiegen sind. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis stieg von 9,7 Euro im Jahr 2022 auf 11,1 Euro im Jahr 2023. Lediglich im Bezirk Lilienfeld war die Steigerung mit einem Plus um 16 Prozent noch höher. Die Zeit ist daher reif, dass sich auch die Stadt Langenlois Gedanken über besser leistbaren Wohnraum macht! Angemessen wäre aus Sicht der Grünen Langenlois eine Rückkehr zu einem Quadratmeter-Preis von max.10 Euro. Betrachtet man die Mittel, die oft sehr großzügig für den Straßenbau bereitstehen, erscheint eine teilweise Umschichtung in Richtung Förderung des leistbaren Wohnens ein durchaus machbarer erster Schritt.